Elektromotorrad PUMA

Erider PUMA 9000 - Test und Erfahrungen

Testbeginn Oktober 2013


Die erste Lieferung der PUMAs ist im Okt. 2013 bei uns eingetroffen. Der PUMA 9000 der Zukunftswerkstatt Verkehr war der erste, der mit dem neuen FOC sinewave Controller von Lingbo ausgeliefert wurde. Der FOC Controller soll noch stärker, aber auch thermisch besser sein als der Sevcon Controller und er wird diesen in Zukunft ersetzen.


Ein PUMA aus der 1. Bestellung in der Produktion
  Dieser PUMA 9000 stammt aus der 1. Sammelbestellung und wird gerade in den Werkshallen von Erider montiert.


1. Eindruck - Abholung in Graz

PUMA bei der AbholungÜbernahme der Fahrzeuge bei der Spedition in Graz. Die PUMAs waren alle gut verpackt, in einem Stahlkäfig mit Pappe ummantelt und sicher befestigt. Sogar 6 Rollen waren an jedem PUMA-Gestell. Damit konnten die Fahrzeuge bequem zu den PKW-Anhängern ihrer Besitzer geschoben und verladen werden. Erster Eindruck - sehr gut, großes, mächtiges Elektromotorrad, sieht toll aus, erste Sitzprobe, ausgezeichnet.


2. Eindruck - Verarbeitungsqualität

Schwingenverkleidung des PUMAZweiter Eindruck - bevor man zu einer kleinen Probefahrt startet, sollten die Blinkerspiegel und die Scheibe montiert werden, weiters die Schwingenverkleidung und der mittige Spritzschutz. An der Stelle muss gesagt werden, dass die Erwartungen an die chinesische Verarbeitung des PUMAs nicht ganz erfüllt wurden, zumindest bei gewissen Teilen. Im Großen und Ganzen ist der PUMA vollkommen in Ordnung, die Verkleidung, das Instrumenten-Board, solider Gepäckträger, usw. passt alles hervorragend zusammen und macht einen guten Eindruck. Doch gewisse Dinge, die eigentlich nicht notwendig sind, trüben den ersten guten Eindruck ein wenig. Auch, wenn es für die meisten nur Kleinigkeiten sind und in der Zwischenzeit von Tisch ist, will ich sie an dieser Stelle trotzdem nicht verschweigen:


1)  An scharfen Kanten, aber auch an Rohren war an einigen Stellen leichter Flugrost zu sehen.

2) Die Blinkerspiegel wurden zuerst zusammengebaut und dann abgeklebt und lackiert.

3) Die hintere Schwingenverkleidung und der Spritzschutz passen nicht wirklich zusammen, 3 cm Differenz.

4) Plastiksägespäne und geschmolzene Plastikreste waren an einigen Kunststoffteilen zu sehen.


Erider wurde über diese Punkte unterrichtet und es wurde auch Verbesserung versprochen. Aber die Verarbeitungsqualität des PUMA ist in den 3 Jahren immer ein großes Problem gewesen.


3. Eindruck - Probefahrt

Die lässt den ersten Eindruck über die chinesische Fertigungsqualität interessanterweise sehr schnell vergessen. Die Fahrleistungen sind so überzeugend für ein "125er"-Motorrad, starker Durchzug, gutes Handling, tolle Sitzposition, dass man nur den Wunsch hat, den PUMA so schnell wie möglich anzumelden. Für Österreich: Eintrag in die Fahrzeugdatenbank beim techn. Amt der jeweiligen Landesregierung, NOVA-Freischaltung beim Finanzamt, Anmelden bei einer Versicherung. 


PUMAs der ersten Bestellung

  Alle PUMAs der 1. Sammelbestellung noch in den Hallen von Erider in Xiamen, China

PUMA Fahrbericht

Die erste Ausfahrt, gleich nach Erhalt der Nummerntafel, war sehr stürmisch, im wahrsten Sinne des Wortes. Starker Wind mit heftigen Böen haben dem PUMA mal von rechts, dann von links ordentliche "Schläge" versetzt. Ein Pluspunkt für den PUMA hat sich aber bei diesem stürmischen Wetter heraus kristallisiert. Maxi-Scootern wird oft unterstellt, sie hätten so kleine Räder. Diese kleinen Räder haben aber eine höhere Drehzahl als größere und damit ein größeres Aufstellmoment. Zusammen mit dem langen Radstand des PUMA haben die 13 Zoll Räder zur Folge, dass seitliche Böen und Windstöße den PUMA weniger versetzen als zB. eine Enduro (große Räder, kleiner Radstand, hoher Schwerpunkt). 

Man gewöhnt sich sehr schnell an den PUMA und will ihn nur noch fahren....


Fahrverhalten, Bremsen, Federung

Wenn man bedenkt, dass es sich bei dem PUMA um eine rein chinesische Konstruktion handelt, dann muss man dem Fahrwerk gr0ßes Lob aussprechen. Es ist erstaunlich neutral. Guter Geradeauslauf, fällt leicht von einer Kurve in die nächste, lässt sich, wie gesagt, auch bei starkem Wind gut kontrollieren, der Rahmen scheint recht steif zu sein, erlaubt schöne Schräglagen. Sehr schlechte Straßen bringen die Stoßdämpfer aber auch recht schnell an ihre Grenzen. Im Vergleich zu Motorrädern mit Verbrennungsmotor hat der PUMA einen sehr niedrigen Schwerpunkt. Der Lenkeinschlag ist recht knapp bemessen, was beim Rangieren negativ auffällt, beim Fahren aber nicht stört. Außerdem „versüßt“ der Rückwärtsgang des PUMA das umständliche Rangieren.


Unser PUMA hat im Geschwindigkeitsbereich von 40-60 km/h ein sehr niederfrequentes Vibrieren an den Tag gelegt, so, als wenn die Räder unwuchtig wären. Die Ursache war dann schnell gefunden: Schuld waren nicht eine starke Unwucht der Räder, sondern eine Unrundheit der thailändischen Vee Rubber Reifen. Die hatten am äußersten Umfang eine Abweichung vom idealen Kreis von ca. 2-3mm, und zwar beide Reifen. Ich habe die thailändischen Reifen durch CONTI Twist ersetzt. Die Vibrationen waren sofort verschwunden. Die Vee Rubber Reifen können natürlich von Haus aus vollkommen rund gewesen sein und diese Deformierung kann erst beim Transport im Stahlrahmen, in dem der PUMA fest niedergebunden wird, entstanden sein.


Die beiden Scheibenbremsen verzögern den PUMA völlig ausreichend, auch wenn man einen exakten Druckpunkt der Bremsen vergebens sucht. Die Bremsen sind wirklich in Ordnung und beim Anbremsen gut dosierbar, aber man benötigt bei einer Vollbremsung mehr Kraft als bei japanischen oder italienischen Markenbremsen. In der Zwischenzeit haben sich die Bremsscheibe und Bremsbacken offenbar eingelaufen, denn die Bremsleistung ist im Vergleich zu den ersten Testfahrten wesentlich besser geworden!

Der PUMA ist aber keine Rennmaschine und der Motor bremst so gut, dass man fast ohne Bremsen bei Fahrt über Land und durch Ortschaften auskommt. Das starke Motorbremsen hat zur Folge, dass, wenn man in der Ortschaft vom Gas geht, ein Bremsruck zu spüren ist. Ich habe die Bremsleistung von 64 auf 80 Ampere Rückstrom eingestellt und dieser Wert ist für fast alle Lebenslagen ideal. Der FOController ist Drehmoment gesteuert. Er stellt das Drehmoment zur Verfügung je nachdem ob man den Gasgriff langsam oder schnell dreht. Diese Drehmomentsteuerung ist perfekt für kurvige Landstraßen, Bergfahrten und Stadtgebiet. Dieser Controller liebt es (verlang danach) den Gasgriff zu bewegen. Nur lange Strecken mit niedriger Geschwindigkeit gefahren (zB. 50 km/h) sind nicht so seins, denn auch hier muss man den Gasgriff hin und wieder ganz zurückdrehen und wieder sanft "Gas" geben. Bewegung eben!


Die Stoßdämpfer vorne sind guter chinesischer Standard und sie erledigen ihre Aufgabe gut bis unauffällig. Lediglich sehr schlechte Straßen mögen sie nicht besonders. Die hinteren Federbeine sind von Sym aus Taiwan und sie sind 3-fach verstellbar.


Ein Traum ist es mit dem PUMA über kurvige Landstraßen zu fahren. Da können und sollen auch einmal bergige Abschnitte mit Kehren und scharfen Kurven dabei sein. Wenn man sich im Geschwindigkeitsbereich zwischen 60 und 80 km/h befindet, braucht man sich um die Reichweite keine großen Gedanken machen. 


Im Winter 2013/14 wurden auch einige Testfahrten unternommen, auch wenn die Temperaturen nur um die 5°C betragen haben. Es sind aber auch hier, unter der Voraussetzung, man geht sehr vorsichtig mit dem Gasgriff um, Reichweiten von 80km zu erreichen, bzw. sogar mehr, denn der PUMA wurde hier nicht leergefahren. Die Akkuspannung, wie sie unter "Kontrolle des Akkuzustandes im Fahrbetrieb" beschrieben wird, ist bei diesen Temperaturen eine Stufe niedriger. Wie gesagt, bei zurückhaltender Fahrweise, kein Problem. Bei heftigen Beschleunigen kann aber die Spannung schon mal unter die 80V rutschen!
Die Freude und der Spaß an diesem Zweirad, das wirklich fantastisch zu fahren ist, egal bei welcher Temperatur, und bei dem man sich nicht sonderlich um die Reichweite sorgen muss, lässt die kalten Finger dann schnell vergessen.


Die Fahrleistungen

Diese sind wirklich gewaltig und ein großes Plus für dem PUMA. Zwischen 30 und 80 km/h zieht der eMotor an, dass es eine reine Freude ist. Selbst, wenn man bei konstant 80 km/h den Gasgriff voll aufdreht, verspürt man noch einen leichten Ruck. Den kleinen Nachteil der Anfahrschwäche, den fast alle Radnaben-eMotoren haben, wenn das Hinterrad beim Anfahren in einer kleinen Mulde steht oder auf einer sehr starken Steigung angefahren werden muss, hatte der PUMA mit seinen 182 kg am Anfang auch. Aber mit der neuen Controller-Software (seit Jan. 2014) konnte diese "Schwäche" beseitigt werden. Auch steile Anstiege meistert der PUMA-Motor bravurös, man merkt die Steigung kaum. An der Stelle ein großes Lob an die Motorkonstrukteure!


Die Höchstgeschwindigkeit konnte bis jetzt noch nicht richtig ausprobiert werden, weil ich das mit GPS und Amperemeter machen will. Denn bei Vmax ist natürlich auch der Stromverbrauch wichtig. Wenn man den PUMA beschleunigt, dann erreicht er die 110 km/h Marke am Tacho sehr schnell. Ab jetzt klettert die Nadel zwar weiter, aber sehr langsam. Ich bin auf 118 km/h gekommen, habe dann aber abgebrochen, weil die nächste Ortstafel schon sehr nahe war. Ausgehend von der Anzeigegenauigkeit (siehe: Schalter und Instrumente), müsste der PUMA real ca. 110 km/h schnell gehen, wenn er ca. 10 km/h Ungenauigkeit in diesem Bereich hat. Was ich noch untersuchen werde, aber für mich eigentlich total uninteressant ist, weil in dem Geschwindigkeitsbereich bewege ich mich sicher nicht, denn hier ist das Fahren nicht mehr ökologisch. Aber wie gesagt, die genauen Strommessungen stehen noch aus und werden darüber Auskunft geben bei welcher Geschwindigkeit wie viel Ampere gezogen werden.

Die Temperatur von FOC Controller und Motor wurde nach jeder Fahrt kontrolliert und selbst bei 20°C Außentemperatur und Bergfahrten waren beide nie wärmer als handwarm!


Fahren im Regen

Die Verkleidung des PUMA ist nahezu perfekt. Es konnten schon 3 Fahrten im strömenden Regen/Schneeregen (Nov. 2013 und Jan. 2014) absolviert werden und dabei hat es sich gezeigt, dass die Verkleidung einen ausgezeichneten Wetterschutz bietet. Helm, Schultern und Arme werden natürlich nass, aber der Rest inklusive der Beine bleiben auch ohne Regenhose relativ trocken (es tropft schon etwas von Lenkstange und Helm, aber selbst Spritzwasser von LKWs auf der Gegenfahrbahn kann die Hose nicht erreichen). Das Gleiche gilt auch für den kalten Fahrtwind bei unter 10°C, den die PUMA-Verkleidung und die Scheibe erfolgreich von den Beinen und dem Oberkörper fern hält.


Licht und Scheinwerfer

Die Lichter am PUMA allgemein sind in Ordnung. Abblendlicht (linke Seite) und Aufblendlicht (rechte Seite) sind durch Linsen geführt und leuchten die Fahrbahn gut aus. Von Werk ab war die Höhe der Lichtkegel nicht gut eingestellt, aber beide Leuchten besitzen Stellräder, die sehr leicht und gut erreichbar sind. Das Nachstellen von Auf- und Abblendlicht ist ein Kinderspiel. Im Hauptscheinwerfer befinden sich noch zwei Parklichter. Die Blinker, vorne zwei pro Seite, sind groß und gut sichtbar. Die Blinkerspiegel an der Verkleidung vorne bieten zusätzliche Sicherheit im Stadtverkehr. Von Design her ist es ebenfalls sehr schön, dass der PUMA keine abstehenden Blinker hat. Das Rück- bzw. Bremslicht besteht aus 21 sehr hellen LEDs und ist ebenfalls sehr groß und damit gut zu sehen. Die von Hersteller beschriebene LED-Beleuchtung ist praktisch nur im Rücklicht zu finden, Hauptscheinwerfer, Parklichter und Blinker besitzen normale, handelsübliche Glühbirnen (was ja auch nicht schlecht ist, zwecks Verfügbarkeit). Wie gut sie zu wechseln sind, wird sich noch zeigen.


Schalter und Instrumente

PUMA InstrumenteHier gibt es auch nichts auszusetzen, die Schalter sind gut erreichbar und rasten weich ein. Die Instrumente sind am Tag sehr gut ablesbar, in der Nacht sind die Zahlen am Tacho schlecht bis gar nicht zu lesen, weil sie der schlechte Kontrast ein wenig verschluckt, aber der Zeiger leuchtet rot und daher ist seine Position immer gut erkennbar. PUMA - ODO - Trip - VoltmeterUm die Anzeige (ODO, Trip und Volt) zu wechseln, muss man die Hand von der Lenkstange nehmen. Die Anzeigegenauigkeit liegt beim Tachometer bei 50 km/h minus 2-3 km/h, bei 80 sind es real ca. 5 km/h weniger.



Sitzposition und Sicht

Die ist hervorragend. Selbst sehr große Fahrer (um die 2m Körpergroße) haben noch genug Platz auf dem PUMA und auch zu zweit fährt es sich ausgezeichnet. Man sitzt sehr aufrecht und die Beine sind absolut ermüdungsfrei abgewinkelt. Sitzen könnte man länger als die Akkus halten! Durch die Sitzposition hat man allgemein einen sehr guten Rundumblick. Das einzige, das wirklich stört, ist der Blick nach hinten durch die großen rahmenfesten Blinkerspiegel. Großgewachsene Fahrer können die Spiegel einstellen wie sie wollen, sie sehen nur ihre eigenen Ober- und Unterarme und nicht was sich hinter den Fahrzeug abspielt. Kleinere Fahrer tun sich hier viel leichter. Der Sozius sitzt leicht erhöht und genießt einen schönen Blick, muss sich aber eher mit filigranen Fußrasten zufrieden geben.


Reichweite

Die bis jetzt längste gefahrene Strecke an einem Stück war 96 km. Die Randbedingungen dazu: 20°C, leicht hügelig, wellige Landschaftstopografie, keine großen Steigungen, gute, schöne Straßen, trocken, aber auch nasse (Regen), feuchte Abschnitte (Erntezeit, Traktoren, Schmutz), Stadtverkehr (auch Stau), Ortsdurchfahrten und auch sehr schlechte, kaputte Straßen. Keine Beschleunigungsorgien! Man kann sagen, da war alles drin bis auf Autobahn und Bergstraßen. Nach der Fahrt war der PUMA leer! Die vom Hersteller in Aussicht gestellten über 100 km Reichweite lassen sich in der europäischen Realität NICHT erreichen. Und wie in unserem Fall, war der Akku ganz neu. Mit einem 3-4 Jahre alten Akku sieht das auch schon wieder anderst aus. Bei normaler Fahrweise mit bergauf und bergab konnten aber auch 70 km spielend erreicht werden.


Ladedauer

Der völlig entleerte PUMA war nach 3,5 Stunden wieder voll! Das überrascht ein wenig, weil der Hersteller wesentlich längere Ladezeiten angegeben hat (6 Std.). Es ist also möglich einen Freund in 70-80km Entfernung zu besuchen, in 2,5-3 Stunden wieder aufladen und heimzufahren. Oder ab in die Berge zum Wandern, bei einem Wirtshaus aufladen, und am Abend wieder entspannt nach Hause fahren.


Energieverbrauch

Nach 96 km Fahrt war der Akku leer und es wurde gemessen wie viel Strom aus der Steckdose in den PUMA geflossen ist. Es waren genau 5 kWh und das entspricht einem Energieäquivalent von 0,5 Liter Diesel !!! Das bedarf wohl keiner weiteren Erklärung. 


Fahrströme

Die Amperezahlen bei verschiedenen Geschwindigkeiten haben folgendes ergeben:

50km/h.....25A
60km/h.....30A
70km/h.....40A
80km/h.....45-60A
100km/h....ca. 100A

Weil der Luftwiderstand bei 100km/h schon recht groß ist und der PUMA drehmomentgesteuert ist, ist es nicht ganz leicht den genauen Strom bei exakt 100km/h zu ermitteln. Wenn man ein wenig "Gas" gibt dann zeigt das Amperemeter gleich 100A, geht man ein wenig vom Gas, rutscht der Stromkonsum sofort auf die 70A zurück.

Stromverbrauch beim Beschleunigen:
Es ist aufgefallen, wenn man sanft beschleunigt, was aber für das Weiterkommen im Stadtverkehr vollkommen ausreichend ist, dann bleiben die Ströme unter 50A. Gibt man ordentlich Gas, dann sind es gleich einmal über 100A.

Kontrolle des Akkuzustandes im Fahrbetrieb

Lithium Eisen Phosphat-Akkus (LFP) haben die Eigenschaft, dass sie eine sehr flache Entladekurve haben und deshalb ist es schwierig auf den aktuellen Ladezustand (besser den Entladezustand) Rückschlüsse zu ziehen. Der PUMA hat ein Voltmeter an Bord, das die Akkuspannung auf 1/10 Volt genau anzeigt. Und damit lässt sich sehr gut abschätzen, wie weit man noch kommt, bzw. wie weit der Akku schon entladen ist. Der PUMA 9000 hat eine Nennspannung von 90V. Losgefahren wird bei ca. 93V-96V (je nachdem ob man gleich nach dem Laden losfährt oder erst am nächsten Tag) und diese Spannung bricht dann auf ca. 90V ein. Die untere Grenze, bei der man keine "großen Sprünge" mehr machen kann, liegt bei 84V (das sind die 3V pro Zelle, der Punkt, an dem die Entladekurve zum Abknicken anfängt und sich schneller der kritischen Entladeschlussspannung nähert) - siehe Grafik. Entladekurve PUMA-AkkuWährend der Fahrt ändert sich die angezeigte Spannung natürlich ständig, je nachdem wie schnell man fährt, ob man bremst oder bergauf fährt. Man kann sich aber ein Bild vom Entladezustand machen, wenn man zB. bei konstant 70 km/h die Voltanzeige abliest. Je nachdem wo sich die Spannung zwischen 90V und 84V befindet, weiß man wie weit schon entladen wurde. Man sollte das auf gerader Strecke immer bei der gleichen Geschwindigkeit machen, denn dann ist auch die Strombelastung gleich und man kann vergleichen. Ist einmal die 84V-Marke erreicht, dann geht es schneller nach unten, bei 80V noch viel schneller. Bei 75V (= 2,65V pro Zelle) nimmt der Controller Leistung weg, was man an einem deutlichen Bremsruck während der Fahrt verspürt. Viel beschleunigen geht dann nicht mehr, trotz starker Reduktion der Geschwindigkeit (40 km/h und weniger) kommt man dann nicht weiter als ca. 1-2 km. Bei tiefen Außentemperaturen sieht die Sache natürlich etwas anders aus, da bricht die Entladekurve früher ein, dh. man fährt bei Temperaturen um die 5°C auf einem niedrigerem Spannungsniveau und sollte daher mit dem Gasgriff sehr bedacht umgehen. Das ist aber bei allen LiFePo4-Akkus so. Wer bei winterlichen Temperaturen fahren will kommt um eine Akkuheizung nicht herum.


Laufende Kosten, Haftpflichtversicherung

Wenn wir schon dabei sind, der PUMA ist, wenn man ihn einmal sein Eigen nennt, in der Erhaltung das günstigste Fahrzeug, das ich kenne. Der PUMA der ZukunftsWerkstatt Verkehr kostet 71 Euro Haftpflichtversicherung pro Jahr (ein 45 km/h eRoller bei der gleichen Versicherung 110 Euro!), keine KFZ-Steuer, weil elektrisch, und die paar Cent für 100 km sprechen für sich selbst.


Schlusswort

3 Jahre Fahrpraxis und einige Sammelbestellungen sind seit dem Jahr 2013 vergangen. Ein Fazit, der PUMA ist nicht für Leute, die nur fahren wollen, selbst Hand anlegen oder der Weg zur Werkstätte bleibt oft nach einigen Tausend KM nicht aus. Schwere technische Mängel, wie

- das anfällige Lenkkopflager hat große Probleme bereitet

- kein echtes ausgleichendes Batterie Management System (Akkuprobleme!)

- ein neues, nicht funktionierendes BMS (Fahrzeuge bleiben liegen)

- mal kurze, mal lange Stoßdämpfer vorne (Fahrzeug steht nicht am Seitenständer)

- sehr schlechte Verarbeitungsqualität hat zu keiner guten Mundpropaganda geführt

- ständige Änderungen am Fahrzeug machen nicht nur die Ersatzteilversorgung schwer bis unmöglich (weil es einige Teile gar nicht mehr gibt!). In 3 Jahren hatten wir 4 verschiedene Controller, 3 unterschiedliche Akku-Firmen, 2 BMS, neue Lenkerschalter (die nicht passten), Änderungen an der Hinterradschwinge, an den Spiegeln, alles ohne Änderung der Typisierung. Und vieles mehr...

- die europäische Typengenehmigung hat ihre Gültigeit verloren und eine Änderung ist nicht in Sicht.


Aus diesen Gründen wird der PUMA nicht mehr importiert und läuft aus.

Das ist natürlich sehr schade für den schönen PUMA, der sonst ein gutes Fahrzeug wäre. Wir haben den PUMA jedenfalls zu einem fairen Preis angeboten.


Bericht: Gerald Harbusch (2013 - 2016)


Nachfolger ist der BISON oder der FALCON aus eigener Produktion !!!

(Projekte in Arbeit!)


Nachtrag 2017:
Der Verantwortliche für den PUMA bei Erider, der jetzt bei EFun werkt, Erider gibt es nicht mehr, hat tatsächlich versucht uns dazu zu zwingen diese Seite zu löschen, sonst gibt es keine Ersatzteile. Dieser Erfahrungsbericht gibt eher noch verharmlosend das wieder, was wir in den Jahren 2013-2016 mit Erider und dem PUMA erlebt haben. Ich werde diesen Bericht natürlich nicht löschen, denn das würde gegen die Vereinsziele verstoßen. Es gibt trotz diesem Bericht in Österreich und Deutschland Händler, die den PUMA verkaufen oder verkaufen wollen, obwohl alle Firmen, mit denen ich in den oben genannten Jahren Kontakt hatte und die den PUMA importiert hatten, sehr sehr verärgert über Erider/EFun waren und sind. Mir ist keine einzige längere Zusammenarbeit eines Händlers mit der PUMA-Herstellerfirma bekannt. Alle gehen früher oder später wirklich nicht im Guten auseinander. Ich will niemanden "anschwärzen", aber ich stehe 100% hinter diesem Bericht, aber über das Risiko, das der PUMA mit sich bringt, müssen sich Händler und auch Käufer selbst bewußt sein.
(Gerald Harbusch 2017)



Nachtrag 2019:
Die Firma EFun hat nach langem hin und her die EEC für den PUMA erneuern lassen, sodass die Fahrer der neueren PUMAs nicht aus europäischer Sicht illegal unterwegs sind. Der PUMA ist ein gutes Fahrzeug und hoffentlich wird es ihn (verbessert) noch länger geben, auch wenn sein Ruf in Verbindung mit der Herstellerfirma nicht der beste ist.
(Gerald Harbusch 2019)

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