Der Nickel-Eisen-Akku ist weit
älter als 100 Jahre, kann er die Lösung der
Energiespeicherung der Zukunft für stationäre Systeme sein?
Man kann sagen, ja, wenn man kein absolut wartingsfreies
System verwenden will. Eine gewisse Wartung und Kontrolle ist
notwendig!
Die neuesten
NiFe-Akkus, ab Baujahr 2016, sind moderner geworden
und haben eine deutlich verbesserte Leistung im Vergleich zu
den Nickel-Eisen-Akkus, die es im Jahre 2013 gab, als sich der
Verein ZukunftsWerkstatt Verkehr begann
für Nickel-Eisen-Akkus aus russischer Produktion
(Akkumulatorenfabrik KURSK) zu interessieren.
Das Schöne am
NiFe-Akku, er
ist im Betrieb
sehr robust
(Tiefentladen oder Überladen schaden ihm nicht) und trotzdem besteht
er aus nicht umweltschädlichen Grundmaterialien. Seine
lange Lebensdauer (bei richtiger Behandlung) machen ihn
zudem zu einem interessanten und auf Dauer gesehen
günstigen
Energiespeicher, der, sollte er einmal entsorgt werden,
keine Probleme bereitet. Aus diesem Grund sind viele Menschen bereit
den Nickel-Eisen-Akku zu kaufen, um ihren, aus Photovoltaik
gewonnenen Strom, zu speichern.
Oktober 2018:
PV-Anlage mit Lithium Titanat statt NiFe-Batterie
Der Verein ZWV hat ein PV-Anlage in Betrieb genommen und als
48V-PV-Speicher haben wir uns NICHT für den NiFe-Akku
entschieden, sondern für eine Lithium
Titanat Batterie.
Mehr zu der Photovoltaik-LTO-Anlage auf einer eigenen Seite -->
PV-Anlage ZWV mit LTO-Speicher
Darüber sind wir absolut froh darüber, denn diese verrichtet
ihren Dienst vollkommen wartungsfrei und unauffällig im
Hintergrund und war noch dazu wesentlich billiger als eine
NiFe-Batterie. Die zu erwartende extrem lange Haltbarkeit, die
Verträglichkeit mit üblichen programmierbaren
Wechselrichter/Ladegeräten, die auch für Bleiakkus geeignet sind,
und die extreme Betriebssicherheit haben die Entscheidung für den
LTO leicht gemacht!
Die Vor- und Nachteile des Nickel-Eisen-Akkus:
inkl. Ergänzung der neuen
NiFe-Akkus (fett hervorgehoben)
Vorteile:
+ robust gegen Tiefentladung und Überladung
+ kann bis zu 100% DOD entladen
werden
+ hohe Lebensdauer, > 20 Jahre
+ großer nutzbarer Betriebstemperaturbereich
+ unempfindlich gegen Vibrationen
+ kein BMS (Batteriemanagementsystem) erforderlich
+ guter Wirkungsgrad, bei den
neuen Akkus bis zu 92%
+ die neuen NiFe-Akkus erlauben hohe Lade- und Entladeraten
Nachteile:
- hohes Gewicht
- hohe Anschaffungskosten
- beim Laden kommt es zum Wasserstoffgasen, gute Lüftung notwendig
- hoher Anspruch für den Betrieb: belüfteter Raum, Entgasung,
Rekombination, automatische Befüllung, Befüllüberwachung
(Explosionsgefahr beim Unterschreiten der Mindestfüllhöhe)
- ein gewisser Wartungsaufwand im Betrieb ist erforderlich!
- wenig verfügbare Hardware, die den NiFe Akku ideal betreiben
kann (Solar Inverter/Charger)
- schlechtere Verfügbarkeit als Blei oder Lithium Akkus (nur
wenige Hersteller)
- geringe Zellenspannung (nur 1,2V)
- keine wirkliche Garantie in der Praxis
- keine Angaben/Tests über
erreichbare Zyklenzahl und somit Lebensdauer (neuer NiFe
Akku)
- wie sich Korrosion auf die Lebensdauer auswirkt muss noch
untersucht werden
- der Elektrolyt Kalilauge ist sehr ätzend (Vorsicht!)
- Spannungsausgleich der Zellen gelegentlich durch starke
Überladung mit hohen Strömen
- nur als stationärer Speicher verwendbar, nicht im Fahrzeug!
Probleme und offene Fragen zum NiFe-Akku
Die allgemeine Meinung, die zum Nickel-Eisen-Akku vorherrscht ist,
lange
Lebensdauer, extrem robust und sehr leistungsfähig.
Mittlerweile können NiFe-Akkus in Amerika, China (zB. von der Firma
Changhong) und auch bei uns in Europa gekauft werden.
Qualitätsunterschiede wird es sicher geben, aber interessant ist,
dass es kaum brauchbare Langzeitstudien und Erfahrungsberichte über
diesen Akku gibt. Damit können weder die Langlebigkeit noch die
sagenhafte Robustheit belegt werden.
Sagen wir so, die Leistungsfähigkeit und Robustheit steht außer
Zweifel, aber wie sieht es nach zB. 20 Jahren Dauerbetrieb als
stationärer Energiespeicher mit der noch zur Verfügung stehenden
Kapazität aus?
Tiefe Entladung und hohe Lade/Entladeströme sind genau das, was
einen Akku schnell altern läßt.
Wenn ein NiFe-Akku 60 Jahre in der Erde liegt und dann wieder
funktioniert, dann ist er eben nicht in Betrieb gewesen!!
Interessant für Akkus ist der tägliche Einsatz, wie zB. in einer
Akkubank als Stromversorgung in einem Haus. Dass er in dieser
Verwendung mehrere Jahrzehnte hält, dagegen sprechen die
Lebensdauerdiagramme
von Changhong und Kursk:
Bei 80%iger Entladung hält ein NiFe-Akku ca. 1200 Zyklen (das ist
nicht viel mehr als ein guter Bleiakku!)
Bei 50%iger Entladung sind es 3000 Zyklen.
Bei 30%iger Entladung sind es 6000.
Erst bei unter 20%iger Entladung hält ein NiFe 9000 Zyklen.
Diese Zyklenraten schaffen normale Lithium Ionen Akkus (LiFePo4)
ebenfalls bzw. der
Lithium Titanat
Oxid Akku lässt nicht nur in dieser Eigenschaft den NiFe
Akku alt aussehen (>15.000 bis 30.000 Zyklen).
Siehe
Lithium Titanat Akku
Eine andere Tatsache ist, dass
der NiFe-Akku als
korrosionsanfällig gilt. Früher, als die unglaubliche
Haltbarkeit des NiFe-Akkus propagiert wurde, war noch kein
Lithiumhydroxid
als Antigasungszusatz im Elektrolyten. Es hat sich bei den vielen
Äußerungen und Diskussionen um diesen Akku herausgestellt, dass
gerade dieser Zusatz, weil er sehr ätzend ist, für die Lebensdauer
eher ein Bremser, für die Leistungsfähigkeit aber von Vorteil ist.
Unter Umständen ist die
weniger ätzende Kalilauge (aber
trotzdem für Haut und Augen sehr gefährlich), der Haupfbestandteil
des Elektrolyten, für die lange Lebensdauer des NiFe-Akkus
verantwortlich. Das würde auch die Lebensdauerdiagramme von
Changhong und Kursk erklären. Trockene NiFe-Akkus halten praktisch
ewig, Lithiumhydroxid steigert zwar die Leistungsfähigkeit des
Akkus, setzt aber auch die Lebensdauer herab (
Korrosion!!!).
Das ist nicht
bewiesen, klingt aber absolut logisch!
Das eigentliche Problem sind aber
Elektrolyt und
Herstellergarantie. Die russischen NiFe-Akkus werden ohne
Elektrolyt (Kalilauge und Lithiumhydroxid) ausgeliefert. Die
Kalilauge ist schon für einen Hausbesitzer sehr schwer aufzutreiben
und der Zusatz Lithiumhydroxid, der das Gasen verringert und damit
die Zellleistung steigert, noch mehr. Das korrekte Abmischen und
Einfüllen (ätzend) ist einem Normalverbraucher nicht zumutbar und
würde den Einsatz eines dafür eingerichteten Unternehmens erfordern,
was den Akku nur noch viel teurer machen würde!
Der Hersteller Kursk gibt für seine NiFe-Akkus auch nur dann
Garantie, wenn der absolut korrekte Elektrolyt (inkl. Lith. Hyd.)
verwendet wird, und wenn der Akku in dem für ihn vorgesehenen
Einsatzgebiet verwendet wird, und das ist in dem Fall nicht der
Photovoltaik-Pufferspeicher. Dafür hat zB. Kursk andere Akkutypen
(NiCd!).
Beispiel: KURSK P300M-Y2
Technische Daten Nickel-Eisen-Batterie KURSK P300M-Y2
(2013)
(Die Daten beziehen sich auf eine Zelle und sind den russischen
Originaldatenblättern entnommen. Sie geben ein guten Einblick in die
Performance alkalischer Nickel-Eisen-Akkus, es handelt sich hier
aber nicht um einen Akku der neuesten Generation)
Kapazität: 300 Ah C5 (5 stündige
Entladung)
Nennspannung: 1,2V
Abmessungen: 132 x 169 x 400mm (LxBxH)
Gewicht gefüllt: 16,0 kg
Lebensdauer: über 20 Jahre (abhängig vom Umgang und
Wartung)
Ladespannung (konstant): 1,55 - 1,60V (+40°C bis -10°C)
1,80 - 1,90V (-10°C bis -40°C)
WICHTIG: Die Firma Kursk gibt bei der Entladung ihres Akkus
eine Zeit von 5 Stunden an, woraus sich die Kapazität von 300 Ah
ergibt. Andere Akkuhersteller geben als Entladezeiten oft 20, 50
oder gar 120 Stunden an, was dadurch eine höhere Kapazität (auf
dem Papier!) ergibt, aber für die Verwendung als zB. dezentraler
Energiespeicher für Wohnhäuser uninteressant ist.
Unser Akku hat bei starker Belastung 300Ah, bei weniger natürlich
entsprechen mehr Kapazität!
Laden
Wird die Entladeschlussspannung von
1,0V erreicht, muss der
Kursk P300 aufgeladen werden. Der Hersteller gibt als Lademethode
die
Konstantspannungsladung an: bis zu
-10°C kann
ein
entleerter Akku mit
1,55-1,60 Volt geladen
werden und zwar mit 0,2xC5, das sind
60 A, ca.
8 Stunden.
Man kann auch mit
75 A - 6 Stunden laden. Als Ausnahme, die
man gelegentlich gelegentlich ausnutzen darf, erlaubt Kursk auch
90
A Ladestrom bei entsprechen verkürzter Ladezeit !!
Entladen (Energieabgabe)
Beim Entladen gilt das Gleiche wie für das Laden: der Strom von
60
A (=0,2xC5) sollte
mind. 5 Stunden fließen.
Entladeschlussspannung ist wieder
1,0V. Extreme Belastung
(Stromentnahme) erlaubt der Hersteller auch: kurzfristig (ca.
5
min) darf C5 (=
300 A) dem Akku entnommen werden, aber
ACHTUNG: die Entladeschlussspannung darf
0,5V NICHT
unterschreiten !!
Bei 20°C darf auch einmal mit 0,4xC5 (=120 A) entladen werden, aber
nur bis zu 1,0V !
Das sind für einen Nickel-Eisen Akku schon recht hohe Werte und
machen ihn deshalb auch sehr universell einsetzbar.
Was
hat es mit der enormen Lebensdauer auf sich?
Die Lebensdauer des Nickel-Eisen-Akkus ist zugleich Fluch und Segen.
Segen deshalb, weil es kaum einen vergleichbaren Akkumulator gibt,
der mit solch hohen Lebenserwartungen dienen kann. Das macht ihn
besonders für stationäre Stromspeicheranlagen interessant. Es ist
aber auch ein Fluch, da die Industrie und Wirtschaft nicht daran
interessiert ist Akkus zu verkaufen, die ein (menschliches) Leben
lang halten. Lediglich aus Sicht der Umwelt sind NiFe-Akkus extrem
sinnvoll, da sie einen sehr langen Produktlebenszyklus haben, was
die meisten unserer täglichen Produkte nicht mehr kennen. Viele
Gebrauchsgüter bekommen sogar vom Werk ab eine kürzere
Lebenserwartung mitgeliefert, damit man möglichst schnell wieder ein
neues Produkt kaufen kann.
Mit dieser Einstellung hinterlassen wir einen sehr tiefen
energetischen Fußabdruck auf unserer Erde.
Es war aus diesem Grund vorhersehbar, dass die umweltfreundlichen
NiFe-Akkus aus der Industrieproduktion verschwinden würden. Unserer
Information nach gibt es nur noch 2 Hersteller weltweit, einer in
China und einer in Russland. Wir sollten versuchen diese Akkus
wieder den Menschen näher zu bringen, sonst gibt es vielleicht diese
beiden Hersteller bald auch nicht mehr.
Es ist eine Tatsache, dass noch viele Nickel-Eisen-Akkus aus
vergangenen Tagen existieren. Es gibt das berühmte Elektroauto
(Baker), das seit über 100 Jahren noch immer mit der original Edison
Nickel-Iron-Battery unterwegs ist (siehe Foto oben). In einigen
Hochschulen und Universitäten befinden sich noch funktionsfähige
Akkus in Labors und in naturwissenschaftlichen Einrichtungen.
Vor dem 2. Weltkrieg
wurden gerade auch in Deutschland NiFe-Akkus fast überall
eingesetzt, wo Strom gespeichert werden sollte. Besonders bei der
Wehrmacht auf Schiffen, bei dezentralen Einrichtungen wie
Funkanlagen, aber auch bei den Abschussrampen der V2. Viele dieser
Akkus, die den Krieg überstanden haben, funktionieren heute noch. Es
kann sogar vorkommen, dass heute noch solche NiFe-Akkus ausgegraben
werden. Sie lagen über 70 Jahre unter der Erde und sind vollkommen
ausgetrocknet. Mit neuem Elektrolyt befüllt lassen sie sich wieder
regenerieren und sind dann wieder einsatzbereit. Ist das nicht
unglaublich ??
Halten auch die KURSK P300 NiFe-Akkus so lange?
Prinzipiell spricht nichts dagegen! Wenn die Akkus 100 Jahre halten
sollen, muss man sie natürlich dementsprechend behandeln. Das
bedeutet, dass
(a) die Vorschriften des Herstellers nicht nur eingehalten,
sondern eher unterschritten werden sollten. Je geringer die
Belastung des Akkus beim Laden und Entladen ist, desto länger wird
er halten und desto länger werden die Wartungsintervalle ausfallen.
(b) sie ihre Akkus regelmäßig pflegen. Beim Laden der
Nickel-Eisen-Akkus laufen elektrochemische Prozesse ab, bei denen es
zu einer geringfügigen Aufspaltung des enthaltenen Wassers zu
Wasserstoff und Sauerstoff kommt. Daher sollte der Akku gelegentlich
kontrolliert werden um gegebenenfalls fehlendes Wasser nachzufüllen.
Anmerkung: für NiFe-Akkus in geschlossenen Räumen benötigen
ein Raumlüftungssystem.
(c) sie ihre Akkus auch warten müssen. Der Elektrolyt
(Kalilauge) verbraucht sich mit der Zeit und er sollte deshalb von
Zeit zu Zeit getauscht werden. Wann, das hängt wieder von der
Belastung und Beanspruchung ihrer NiFe-Zellen ab. Realistisch ist
ein Elektrolytwechsel alle 5 bis 15 Jahre notwendig, wenn sie lange
an ihren Akkus Freude haben wollen. Aber bedenken sie, dass nach
dieser Zeit andere Akkus, vornehmlich Bleiakkus, schon getauscht
werden müssen. Und sie tauschen lediglich den Elektrolyt. Spätestens
ab diesem Zeitpunkt sind die Nickel-Eisen-Akkus schon billiger, als
die heutzutage verwendeten Bleiakkus.
Einsatzgebiete
des Nickel-Eisen-Akkus:
Die typischen Anwendungsbereiche von NiFe-Akkus liegen natürlich im
industriellen Bereich, wie zB. unterbrechungsfreie Stromversorgung
(USV-Systeme) für Industrie und Militär, Speicherung von Wind- und
Sonnenenergie für dezentrale Energieversorgung und Inselanlagen,
Antriebs und Stromversorgungsbatterien in industriellen Fahrzeugen
wie Gabelstapler, Schlepper, Bahnfahrzeuge, Untertagefahrzeuge, aber
auch in Schiffen und beim Militär usw.
Anwendungsbeispiele
Interessant für uns ist aber die
Verwendung des KURSK P300
Nickel-Eisen-Akkus im privatem Bereich. Wir wollen an einigen
Beispielen zeigen, wie und wo praktisch jedermann diese Akkus
einsetzen kann.
Beispiel (1):
Netzunabhängige Stromversorgung bei Privathäusern
Sie haben ein schmuckes Einfamilienhaus, das sogar mit einer
Photovoltaikanlage zur umweltfreundlichen Stromgewinnung
ausgestattet ist. Sie wollen "ihren Strom" nicht in das öffentliche
Netz einspeisen, sondern sie wollen diese Energie selbst speichern.
Das kann folgenden Überlegungen zugrunde liegen: die Einspeistarife
werden immer niedriger, Stromkosten und Netzgebühren einsparen,
Angst vor Stromausfällen unserer alten, überforderten Netze (die
wird es in Zukunft öfter geben), das Gefühl der Netzunabhängigkeit
genießen, Umweltschutzüberlegung.
Beispiel (2):
Die Nachtspeicheranlage bei Privathäusern
Sie haben ein schmuckes Einfamilienhaus und haben schon vor
Jahren eine Photovoltaikanlage installieren lassen. Sie haben sich
damals nicht nur für ein paar Quadratmeter Solarkollektorfläche,
sondern sie haben sich gleich für eine etwas größere Anlage
entschieden, weil sie mehr Strom produzieren wollten als sie selbst
verbrauchen können, um den Überschuss in das Netz einzuspeisen und
damit Geld zu verdienen. Obwohl sie sogar im Winter mehr Energie
produzieren als sie selbst brauchen, haben sie das Problem, dass
sobald es dunkel wird, sie den Strom wieder aus dem Netz holen
müssen und diesen auch bezahlen müssen, was ihre Gewinne natürlich
vermindert. In Deutschland ist es teilweise schon so, dass man für
den tagsüber eingespeisten Strom immer weniger bekommt, aber Abends,
wenn man ihn aus dem Netz holt dafür teuer bezahlen muss. Eine
Rechnung, die viele Photovoltaikbesitzer ärgert.
Die Lösung: eine Nachtspeicheranlage mit
Nickel-Eisen-Akkumulatoren.
Eine solche Anlage könnte wesentlich kleiner ausfallen, als eine
große Akkubank, die ein ganzes Haus für einige Tage mit Strom
versorgen soll. Wir müssen immer von unserer Akkugröße (NiFe-Akku
Kursk P300M-Y2 mit 300Ah) ausgehen. Abhängig von ihren
Stromverbrauch am Abend und in den Nachtstunden könnten hier
natürlich 12V oder 24V schon ausreichen. Man muss aber bedenken,
dass 12V und die empfohlenen 60A von Seiten des Akkus nur 720W
Leistung erlauben würden. Das reicht gerade einmal für Licht
(LED-Lampen fallen hier nicht wirklich ins Gewicht) Kühlschrank,
Gefriertruhe, Fernseher und vielleicht gerade noch ein Laptop als
Computer, dann wird es schon eng. Bei 24V hätte man schon die
doppelte Leistung, man darf aber auch hier nicht übertreiben.
Bedenke, wird der Akku, egal wieviel Volt, mit 60A belastet, ist er
nach 5 Stunden unter guten Bedingungen leer, aber die Nacht ist noch
nicht vorbei. Man muss sich das genau überlegen und auch bedenken,
dass es im Winter teils schon um 4 Uhr am Nachmittag dunkel wird und
bis 7 Uhr am Vormittag des nächsten Tages dunkel bleibt. Auch für
eine Nachtspeicherbank sollte demnach die Akkugröße mind. 48V = 40
Zellen NiFe-Akkus betragen. Sollte jemand sein Warmwasser
beispielsweise nicht mit der Heizung oder einer Gastherme, sondern
mit Strom aufheizen, und sollte dann noch zusätzlich ein Elektroherd
im Einsatz stehen (Stichwort: Weihnachten, Kekse backen,...) oder
aus alter Gewohnheit am Abend die Waschmaschine und der
Geschirrspüler eingeschaltet werden, dann muss der Nachtspeicher
dementsprechend groß ausfallen (2 x 48V-Blöcke oder mehr).
An dieser Stelle passt vielleicht gerade ein Gedanken
zur Verwendung von alternativer Energie:
Viele Menschen wollen alternative Energien verwenden, aber alles
andere soll so bleiben wie es immer war. Eine gewisse Anpassung
der Gewohnheiten ist unausweichlich. Wenn man solaren Strom
erzeugt, dann muss man die Geräte mit höherem Stromverbrauch dann
einschalten, wenn die Stromproduktion am Größten ist (Mittag).
Wenn ich meinen eigenen Strom selbst verwenden will, muss
ich auch bei den Elektrogeräten auf den Energieverbrauch achten.
Geräte, wie Elektroherd, der sehr viel Strom verbraucht, kann
durch einen Holz-, Gas- oder einen Kombinationsherd aus Gas und
Strom ersetzt werden. Auch die Warmwassererzeugung könnte durch
eine Gastherme ergänzt werden, für Zeiten in denen wenig Strom zur
Verfügung steht.
Eine Nachtspeicheranlage sollte jedenfalls gut durchgerechnet sein.
Es gibt gute Wechselrichter mit 12V, 24V, 48V und auch darüber mit
Leistungen bis 5000W und mehr.
Beispiel (3):
Dezentrale Stromversorgung bei Garten- und
Jagdhütten
Das oben Gesagte läßt sich natürlich auch auf kleinere Häuser oder
Hütten umlegen. In diesem Fall wird man keine 180V benötigen, da
auch die vorhandene Solarfläche dementsprechend kleiner sein wird.
Also die gewonnene Energie wird auch geringer ausfallen. Die von uns
ermittelte Minimalvariante würde mit 20 Zellen (24V) gut
funktionieren. Bei einer Strombelastung der Akkus von, vom
Hersteller vorgeschriebenen, 60A, würde sich eine Leistng von ca.
1500 Watt ergeben. Das reicht für ausreichend Beleuchtung, aber
bitte NUR LED-Birnen verwenden!!! Kühlschrank und Fernseher gehen
sich auch leicht aus. Und sollte man einmal mehr Strom verbrauchen
zB. mit der Kaffeemaschine, dann ist es nicht tragisch, wenn man die
60 A einmal für kurze Zeit überschreitet. Nur der
24V-220V-Wechselrichter sollte für diese Leisung ausgelegt sein (es
gibt 24V-Wechselrichter mit Nennleistung 2000 W und Spitzenleistung
4000 W).
Beispiel (4):
Die elektrische Motoryacht
Bei diesem Beispiel kann man sich wiederum an den Zahlen des
vorangegangenen Beispiels orientieren. Während bei Häuseren und
Hütten das Gewicht der Akkus keine Rolle spielt, muss man sich bei
Booten schon eher Gedanken machen. Realistische Serienschaltungen
für den Einsatz der NiFe-Akkus im Boot sind 24V - 48V.
Eine 12V-Akkubank unseres KURSK P300 Akkus, wie ganz oben
abgebildet, kommt auf 160 kg. Also 48 Volt und 300 Ah haben
dann ein Gewicht von 640 kg. Das ist für ein mittelgroßes Boot
vollkommen akzeptabel. Für 48 Volt gibt es hervorragende
Bootsmotoren. Mit einer Antriebsleistung (Motorleistung) von knapp
3000 W wäre man dann ohne Solarunterstützung ca. 5 Stunden
unterwegs. Wir sollten aber bedenken, dass Elektromotoren ein hohes
Drehmoment haben und das in einem sehr großen Drehzahlbereich. Es
können daher große Schrauben mit kleiner Drehzahl eingesetzt werden,
die das Boot gut vorantreiben und mit dem Strom sparsam umgehen.
Aufgeladen wird der Akku mittels Solarmodulen und durch
Windturbinen. Dazu würde ich unsere Idee der stehenden
Savonius-Rotoren einsetzen. Diese Rotoren sind sturmfest und liefern
ein hohes Drehmoment. Gerade auf großen Seen kann es vorkommen, dass
der Energiegewinn durch die Rotoren größer ist als durch die
Solarmodule.
Eine interessante Überlegung sollte ihnen nicht vorenthalten werden.
Eine
Kombination nämlich: Sie haben ein großes Elektroboot
mit NiFe-Antriebs- und Stromversorgungsakkus. Außerdem besitzen sie
ein kleines Wochenendhaus. Wenn sie das Boot neben das Haus stellen,
dient das Boot als dezentraler Energiespeicher und Energieerzeuger
für das Häuschen, wenn sie das Boot nicht benutzen.
Eine Anmerkung zur Verwendung des KURSK P300 NiFe-Akkus in
Booten und Schiffen:
Die Akkumulatorenfabrik Kursk erlaubt eine Seitenneigung des Akkus
von max. 30 Grad auf jede Seite. In Booten kann dieser Winkel leicht
überschritten werden. Daher müssen die Akkus über ihren zentral
angeordneten Verschluss, der zugleich auch der Entlüftung dient, mit
einer flexiblen Rohrleitung verbunden werden, über die die Akkus
gasen können.
Beispiel (5):
Eigene Experimente
Selbstverständlich kann man mit unseren Nickel-Eisen-Akkus wunderbar
eigene Experimente anstellen. Mit 5 Zellen hat man schon 6V und das
bei einer riesigen Kapazität von 300 Ah. Kosten dafür: 820 Euro. Das
Gute an den NiFe-Akkus ist (wegen ihrer langen Lebensdauer), dass
man Akkubänke auch nach einer gewissen Zeit einfach erweitern kann.
Das würde man bei Blei-Akkus nicht machen können, wenn diese zB.
schon ein Jahr im Einsatz wären. Bei NiFe aber kein Problem. Einfach
eine neue Akkubank dazukaufen, beide Bänke aufladen und dann mit
entsprechender Spannung die gesamte Akkubank eine Zeit lang
überladen, dann sollten alle Zellen gleich voll sein.
Bericht: Gerald Harbusch (2013-2017)